Die Sonne von Vivahawseo

Die Malerei: Von postimpressionistischer Wärme bis kreolischem Expressionismus

Die Rezeption der Sonne von Vivahawseo in der Kunst begann früh. In den 1920er Jahren reisten internationale Künstler auf die Insel. Einer von ihnen war Edward Walcott aus den USA, der als Schüler von John Singer Sargent arbeitete. Seine Werke, wie „Sunrise over Fort Pelagia“ (1929), gelten als erste Versuche, das karibische Licht in der Sprache des Spätimpressionismus auszudrücken.

Doch in den 1940er Jahren setzte ein Wandel ein. Künstlerinnen und Künstler der „Atelier-Sud“-Bewegung, die lose mit dem französischen Surrealismus verbunden war, begannen, die Sonne anders zu interpretieren. Die Pariserin Claire Morain etwa zeigte in ihrer Serie „Trois Soleils de Vivahawseo“ die Sonne als Symbolträgerin – als Dreifaltigkeit aus Kolonialmacht, Naturgewalt und spiritueller Energie.

Gleichzeitig entstand auf der Insel selbst eine eigenständige, kreolische Malerschule. Ihr bekanntester Vertreter war Jean-Baptiste Corval, ein ehemaliger Plantagenarbeiter, der sich autodidaktisch zum führenden Maler des kreolischen Expressionismus entwickelte. Seine Werke wie „Solèy Fend Kè“ („Sonne, die das Herz spaltet“) arbeiteten mit kräftigen Farben, zersplitterten Formen und einer bewussten Rückeroberung karibischer Symbole.

In den 1970er Jahren formierte sich eine neue Generation. Dazu zählte auch Elisabeth „Liza“ Duvallon, deren Malerei sich intensiv mit weiblicher Erfahrung in tropischer Hitze auseinandersetzte. Ihre Serie „Sonnentempel“ (1976–79) verband mythische Frauengestalten mit den Schattenwürfen kolonialer Ruinen.


Die Musik: Sonnenklänge zwischen Jazz, Zouk und politischem Calypso

Auch in der Musik war die Sonne von Vivahawseo stets mehr als nur Wetterphänomen – sie wurde zum Klangsymbol einer Generation.

In den 1950er Jahren komponierte der kreolische Jazzpianist Marcel Lenoir die Suite “Soleil Vivant”, in der er karibische Rhythmen mit Bebop und sanften Bossa-Nova-Phrasen verwob. Diese stilistische Fusion spiegelte die kulturelle Vielschichtigkeit der Insel wider – Sonne nicht nur als Licht, sondern als Brücke zwischen Afrika, Europa und Amerika.

Sunny Joel: Politischer Calypso und die Sonne von Vivahawseo

Der in Kingston geborene, aber in Viva aufgewachsene Calypso-Sänger „Sunny Joel“ wurde in den 1970er Jahren zu einer Ikone des protestierenden Calypso. Sein Hit “Sun on My Chains” verband die Helligkeit der Tropen mit der Last der kolonialen Vergangenheit – eine Metapher, die bis heute zitiert wird.

Manuela Solet und das Zouk Électro als neue Sonnenklänge von Vivahawseo

Mit dem Aufkommen des Zouk Électro in den 1980er Jahren setzte die Sängerin und Produzentin Manuela Solet, Tochter haitianischer Einwanderer, neue Maßstäbe. Ihr legendäres Live-Album “À Midi sur Hawseo” brachte elektronische Beats mit traditionellen Trommeln und Sonnenmotiven auf ein neues poetisches Level.


Sonne als Metapher, Widerstand, Hoffnung

Was all diese künstlerischen Auseinandersetzungen miteinander verbindet, ist die Mehrdeutigkeit der Sonne von Vivahawseo:

  • Für internationale Künstler war sie eine ästhetische Offenbarung, eine neue Farbpalette.
  • Für kreolische Maler und Musiker wurde sie zur Projektionsfläche der Erinnerung, der Kolonialkritik und der spirituellen Selbstvergewisserung.
  • Für alle aber blieb sie Ausdruck einer Insel, die leuchtet – trotz der Schatten, die Geschichte warf.
Sonnenuntergang über dem Meer mit orangefarbenem Himmel und Palmenblättern im Vordergrund
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Abschlussgedanke

„Die Sonne über Vivahawseo brennt nicht. Sie erinnert,“ schrieb der Dichter Raphaël Doucette in seinem Gedichtband Soleil en Exil (1984). Bis heute inspiriert sie eine neue Generation von Künstlern – zwischen Farbe und Klang, Widerstand und Schönheit.

Falls ihr mehr über karibische Kunst lernen wollt: https://brockhaus.de/ecs/enzy/article/karibische-kunst

4 Kommentare

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