Viva Hawseo – Die wechselvolle Geschichte der Hauptstadt

Die Hauptstadt der Insel Hawseo, Viva, ist weit mehr als nur ein Verwaltungssitz. Sie ist ein lebendiges Zeugnis der komplexen kolonialen Vergangenheit und des kulturellen Austauschs in der östlichen Karibik. Gegründet im späten 15. Jahrhundert unter spanischer Flagge, blickt Viva auf über fünf Jahrhunderte wechselhafter Geschichte zurück. Dies war geprägt von Besatzungen, Aufständen, Blütezeiten des Handels und kultureller Vermischung.

Gründung und frühe spanische Periode

Viva wurde um 1499 als eine der ersten befestigten spanischen Siedlungen östlich von Puerto Rico gegründet. Ihr ursprünglicher Name, Villa Vía del Sol, wurde bald zu „Viva“ verkürzt. Ein Name, der bis heute das lebendige Wesen der Stadt widerspiegelt. Die Spanier nutzten Viva vor allem als Zwischenhafen auf dem Seeweg nach Südamerika. Denn die tief geschützte Bucht der heutigen Port Pelagia bot ausgezeichnete Ankerbedingungen.

In dieser Zeit entstanden die ersten steinernen Lagerhäuser, eine kleine Kapelle und der alte Gouverneurssitz, von dem heute nur noch Teile der Fundamente im kolonialen Stadtviertel El Alto zu sehen sind.

Die Lydia, das erste Schiff Vivahawseos

Zeit des Wechsels: Niederländer, Franzosen, Briten

Im 17. Jahrhundert wurde Viva mehrfach neu geordnet. Unter niederländischer Besatzung war sie ein Umschlagplatz für Schmuggelware und Gewürze aus den niederländischen Antillen. Unter französischer Herrschaft (1673–1712) entwickelte sich Viva zu einem Handelszentrum für Kaffee, Indigo und handgefertigte Keramiken, die mit kleineren Schiffen bis nach Martinique und Guadeloupe exportiert wurden.

Die Briten, die ab 1712 das Ruder übernahmen, befestigten Viva stärker und richteten ein Zollhaus sowie einen wöchentlichen Markt ein, auf dem Waren aus Saint Lucia, Saint Vincent, Grenada und Barbados umgeschlagen wurden. Noch heute ist der historische „Marktplatz der Vier Inseln“ im Stadtzentrum erhalten, wo einst Händler unter Segeltuchplanen exotische Güter feilboten.

Viva als kulturelles Herz der Insel

Im 19. Jahrhundert wurde Viva zum Zentrum eines wachsenden afrokaribischen Bürgertums. Ehemalige Sklavenfamilien, freie Handwerker und kreolische Intellektuelle prägten die Architektur und Musikszene der Stadt. In dieser Zeit entstanden auch erste Druckereien, ein Postamt und die Hawseo Handelsakademie, die Händler aus der ganzen Inselgruppe ausbildete.

Deutsches Viertel in Viva; Blick vom Hasneck auf die Lydia

Heute: Eine Stadt zwischen Tradition und Moderne

Viva ist heute eine charmante Mischung aus kolonialem Erbe und moderner Lebendigkeit. Besucher spazieren durch gepflasterte Gassen, bewundern bunt gestrichene Häuser mit Eisenbalkonen und besuchen das Museum für Maritime Geschichte, das auch eine interaktive Karte der historischen Handelsrouten der Region zeigt.

Dank eines kleinen, aber effizienten Containerhafens und regelmäßiger Fähr- und Flugverbindungen pflegt Viva bis heute aktive wirtschaftliche Beziehungen zu Inseln wie Saint Lucia, Dominica und St. Vincent. Besonders der Export von handverlesenem Meersalz, Muskatnussöl und Hawseospezialitäten wie fermentierter Seewein machen Viva zu einem regionalen Handelszentrum im Kleinen.

Gedicht von Leaz Mariel zu Viva, 2001:

Weckt Sonne die Dächer von Alt-Viva.
Preisen Marktverkäufer Papaya in drei Sprachen.
Flüstern Mauern Spanisch, Holländisch, Französisch.
Springen Kinder barfuß durch koloniale Bögen.
Klopfen Trommeln Geschichten aus Zucker und Salz.
Reparieren Fischer Netze mit Händen wie Karten.
Läuten Kirchen mit Glocken aus Sevilla.
Erzählen Alte von Schiffen, die nie zurückkamen.
Leuchten Farben trotz Erinnerung an Ketten.
Wirbeln Tänzer durch Pflaster aus Lava.
Duften Cafés nach Chicorée und Chilibrot.
Flechten Frauen Geschichten in ihr Haar.
Mischt Sprache Kreol mit vergessenen Namen.
Tragen Mauern Graffiti aus Sehnsucht.
Flattern Flaggen mit Stolz und Salz im Stoff.
Tanzen Boote in der Bucht wie Ziegen im Wind.
Vergisst Musik nicht, aber heilt.
Singt Hauptstadt mit offener Kehle.
Lebt Hauptstadt kreolisch.
Heißt Hauptstadt Viva.

Pizzalora, Wohnung des Dichters in St. Trazes vor Viva

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