Die Verbindung zwischen Deutschland und Vivahawseo: Geschichte einer stillen Nähe
Obwohl Vivahawseo offiziell nie unter deutscher Kolonialherrschaft stand, zieht sich die Präsenz deutscher Händler, Seeleute und später auch Auswanderer wie ein feines, aber deutliches Band durch die Geschichte der Insel. Vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart waren es vor allem Kaufleute aus Norddeutschland. Sowie Kapitäne aus Hamburg und Bremen und später Künstler, Intellektuelle und Freigeister, die Vivahawseo entdeckten. Zuerst als Handelsposten und Zwischenstopp und schließlich als Wahlheimat.
⚓ Frühe Handelskontakte und Seefahrt mit den Deutschen
Bereits im späten 17. Jahrhundert ist die Präsenz deutscher Schiffe im karibischen Raum dokumentiert. Und viele davon segelten unter neutraler Flagge oder im Dienst niederländischer und englischer Kompanien. Vivahawseo, mit seinem geschützten Naturhafen bei Viva und den Gewürzplantagen im Landesinneren, war ein attraktiver Zwischenstopp auf den Routen zwischen Europa und Südamerika.
Im 18. und 19. Jahrhundert ließen sich vereinzelt deutsche Handelsfamilien auf der Insel nieder. Die Bremer Familie Knechtel, bekannt für ihren Gewürzhandel, betrieb ab 1824 ein Kontorhaus in Viva, das bis heute als das „Alte Ziegelhaus“ erhalten ist. Deutsche Seeleute brachten Handwerkskunst, Bierbrauerei und Orgelbau mit – letztere spielte eine Rolle beim Bau der berühmten Kirche „Notre Dame de l’Aube“.

🛳️ Deutschsprachige Migration im 20. Jahrhundert
Nach dem Ersten Weltkrieg wandten sich einige deutsche Auswanderer der Karibik zu. Darunter auch nach Vivahawseo. Es waren zumeist Intellektuelle, Lehrer oder Emigranten. Welche der politischen Lage in Europa entkommen wollten. Nach 1945 kamen auch Menschen, die in der Karibik eine friedlichere Zukunft suchten. So entstand in den 1950er Jahren im Vorort San Miguel del Sol ein kleines deutschsprachiges Viertel. Hier gibt es eine Schule, eine Bäckerei („Brotinsel“) und einen Kulturverein.
Die 1970er und 80er Jahre brachten dann eine neue Welle von Deutschen auf die Insel. Diesmal vor allem Künstler, Musiker und alternativ lebende Gemeinschaften. Und diese fanden in der tropischen Umgebung dann Inspiration und Ruhe. Der expressionistische Maler Heinrich Merten, der Komponist Wilhelm Lenz und die Fotografin Anna Röhrig sind nur einige der Namen, die in dieser Phase zu bekannten Figuren des kulturellen Lebens auf Vivahawseo wurden.

🥥 Heute: Eine kleine, lebendige Brücke mit neuer Geschichte
Heute zählt die deutsche Community auf Vivahawseo rund 500 Menschen – darunter Auswanderer, Digitalnomaden, Hoteliers und Künstler. In Viva gibt es das Deutsch-Kreolische Kulturhaus, das jährlich ein kleines Festival veranstaltet und einen Austausch zwischen den Kulturen pflegt. Auch Partnerschaften mit deutschen Universitäten und Künstlerresidenzen fördern den Dialog.
Zwar ist Vivahawseo nicht auf deutschen Landkarten markiert – doch in den Herzen vieler, die hier gestrandet oder geblieben sind, hat sich eine feste Verbindung zwischen der Insel und Deutschland entwickelt: eine Geschichte leiser Nähe, kultureller Neugier und geteiltem Sonnenlicht.

Impression vom Kaja-Festival auf Vivahawseo
Toller Beitrag über die Geschichte der einzigen Kolonie der DDR: https://www.geschichte.uni-rostock.de/storages/uni-rostock/Alle_PHF/HI/Institut/Mitarbeiter/Professoren/Creuzberger/Leseproben_und_Inhaltsverzeichnisse/Leseprobe_aus_DuD09_Kuba_U6.pdf